Historie


Die Anfänge unserer Vereinsgeschichte gehen zurück in das Jahr 1936. Seitdem ist es das höchste Ziel aller Mitglieder des AHC die Tradition dem stetigen Wandel anzupassen ohne dabei grundlegende Traditionen zu vergessen.


Die Epochen der Gründung und Wiederbegründung

 

Das letzte Drittel der 175-jährigen Geschichte des Koblenzer Karnevals hat das ALT-HERREN-CORPS (AHC) entscheidend mitgeprägt. Seit 1936 besteht es, seit dem Jahr, in dem der Koblenzer Kaufmann Willi Lescrinier diese Narrenvereinigung als „Reserve-Offiziers-Korps“ der Prinzengarde Infanterie der Großen Koblenzer Karnevalsgesellschaft gründete, ihr Kommandant wurde und Prinz Karneval als „Prinz Willi von Lescrinesien“ verkörperte. Das Korps bleibt aber zunächst im Verband der „Großen“.

 

Aus 15 Mitgliedern bestand es damals, alle aktiv, in roter Uniform zwar, dennoch preußisch „gestylt“. Lescrinier’s Lebenselixier war die Daseinsfreude. „Wir leben nur so kurze Zeit und sind so lange tot, deshalb freut Euch des Lebens“ ist in seinem letzten Appell an die Bevölkerung von Koblenz und Umgebung vor dem Rosenmontag 1936 nachzulesen. Lachend und fröhlich, daseinsfreudig und immer fidel wollte er die Menschen am Rosenmontag, „dem höchsten Feiertag des Jahres“ sehen. Er verbot „Menschen mit griesgrämigen Gesichtern sich in der Prinzenstadt sehen zu lassen, forderte diejenigen auf, die sich selbst nicht leiden können oder solche, die Knies suchen und vor dem Rosenmontag schon an den Aschermittwoch denken, auf, ihre Wohnungen nicht zu verlassen. Spießer, Mucker, Keildötz und Antialkoholiker sollten sich in der dunkelsten Ecke des Stadtwaldes ein Stelldichein geben, auf daß sie ihren bitteren und traurigen Anblick dem Prinzen ersparen“.

 

Ein solcher Appell wäre jedes Jahr angebracht!

 

Willi Lescrinier war der Typ eines echten Narren, an denen unsere Zeit so arm ist, ein Karnevalist, der nach dem Bombenangriff auf unsere Stadt in den Trümmern seines Hauses als erstes seine Karnevalsuniform suchte.

 

Das „Reserve-Offiziers-Korps“ wollte die „Faasenacht“ auf besondere Weise unterstützen und bereichern, Feste im eigenen Korps feiern und die anderer Vereine besuchen, es wollte freundschaftliche Beziehungen zu auswärtigen Gesellschaften aufnehmen und fördern. Verwirklicht wurde dieses Vorhaben durch Verbindungen zu Karnevalsvereinen in Deutschland und Österreich und Besuche in Wien, Berchtesgaden, London und anderswo. Diese Aktivitäten verleitete die Presse, das Korps als „Diplomatisches Corps des Koblenzer Karnevals“ zu bezeichnen.

 

Der Krieg bereitete auch dem „Reserve-Offiziers-Korps“ ein jähes Ende. Die Überwindung seiner Hinterlassenschaft von Not und Elend, ließ die latent vorhandene Bereitschaft zur Wiederaufnahme karnevalistischer Vorhaben in den ersten Nachkriegsjahren nicht zur Entfaltung kommen. Im Übrigen standen die nun befehlenden französischen Machthaber einer solchen Idee ablehnend gegenüber. Aber: „Micht nix, se grenn ons net kapott“ sang das Volk immer dann, wenn ihre Militärstreifen in den Kneipen erschienen.

 

Und selbst aus dem Krieg in die zerbombte Heimatstadt heimkehrende deutsche Soldaten fanden bald ihren rheinischen Humor wieder. Einer von ihnen war Peter Steffgen, der später – 1954 – als erster 1. Vorsitzender die Führung der Verwaltung des Corps übernahm. „Als ich nohm Kreeg haim kohm, hann die für mich geflaggt – en em ahle Noßbaum vur onserm Haus hat main Uniform gehange, von Splittern zerfetzt, on hät mir zugewunke, als wenn se sohn wollt: ah Pidder, widder daheim?“

 

Korpskameraden trafen sich in der Alten Burg. Ein paar Flaschen Wein hatten sie „organisiert“, Jean Kollig sang den „Gemees-Walzer“ nach dem Motto „Hurra, mir leewe noch“, Frau Weinand begleitete ihn auf ihrem Schifferklavier – es soll eine Bombenstimmung geherrscht haben.

 

Auch die ehemaligen Wehrmachtsbaracken vor dem Hauptbahnhof waren Treffpunkt, später die Ewige Lampe und das Unterhaltungs-Etablissement Schall & Rauch – die Zusammenkünfte glichen Trockensitzungen: Statt Eintritt wurde 1,00 DM „Stobbegeld“ erhoben.

 

Der offizielle Beschluß, das Korps wiederzugründen, wurde 1949 gefaßt. Ab sofort aber als Verein mit der Aufgabe, die Koblenzer Fastnacht und damit Brauchtum und Sitte zu pflegen, gesellschaftliche Veranstaltungen durchzuführen sowie durch Bildung eines „Jung-Elferrates“ die Jugend zu fördern. Sitzungen – dabei blieb es – sollten nicht stattfinden. Es wurde ein Vorstand gewählt und an dessen Spitze der Kommandant Willi Lescrinier. Die Uniformen

- soweit noch vorhanden – waren die alten, auch die Standarte hatte die Bomben überlebt. Geschlossen traten die Karnevalisten aus der „Großen“ aus.

 

Doch die Rechnung ging nicht auf. Der französischen Besatzungsmacht paßten solche Aufmachungen und Bezeichnungen wie Reserve-Offiziers-Korps und Kommandant nicht, war Deutschland doch gerade erst niedergeworfen und entmilitarisiert worden. Pfiffig und listig – wie die Rheinländer durch den Umgang mit fremden Besatzern im Laufe der Geschichte geworden sind – griffen die Korpskameraden bei der Suche nach dem genehmigungsfähigen Vereinsnamen auf akademisches Brauchtum zurück: Sie schlugen die Bezeichnung „Alt-Herren-Corps“ (AHC) vor, machten aus dem Kommandant den „Commodore“ und gestalteten die Uniform ziviler, aber noch attraktiver. Damit war der französische Stadtkommandant einverstanden.

 

 

Die Zeit der großartigen Feste...

 

In den folgenden Jahren fanden große Feste in der Kongreßhalle Deinhard statt, Silvesterbälle mit zwei Tanzkapellen und Schlager- und Chansonstars, Kinderkostümfeste mit dem Jung-Elferrat am Karnevalssonntag wurden zur Tradition in der „Guten Stube“ der Stadt, Kostümbälle am Karnevalssamstag und Karnevalsdienstag mit anschließender „Beerdigung der Faasenacht“ in der AHC-Hofburg Café-Restaurant Rheinanlagen. Es waren gesellschaftliche Ereignisse von hohem Rang in der Stadt.

 

1956 verunglückte der Commodore Lescrinier tödlich. Ihm und seinen Mitstreitern vor und nach dem Krieg gebührt höchste Anerkennung für ihren unermüdlichen Einsatz für den eigenen Verein und die Koblenzer Fastnacht. Sie sind die Vorbilder für die karnevalistisch organisierten Menschen unserer Zeit – mitnichten alle Karnevalisten -, insbesondere was Einsatzbereitschaft, Solidarität, Kameradschaft und Verläßlichkeit angeht. Ihr Geist muß lebendig bleiben, wenn die Fastnacht ihren ursprünglichen Sinn erhalten und nicht abgleiten soll in stereotype Ereignisse vorwiegend kommerzieller Prägung.

 

 

...und der Anpassung an neue Herausforderungen

 

Die beiden Großveranstaltungen in der Rhein-Mosel-Halle fielen in den 80er Jahren dem „Zahn der Zeit“ zum Opfer. Das Publikum favorisierte die immer zahlreicher gewordenen Freizeitmöglichkeiten, das Fernsehen breitete sein Angebot aus, Saalmieten und Honorare für Musiker und Unterhalter sprengten die finanziellen Möglichkeiten des Vereins. An die Stelle des Kostümballs ist seit langem das „Närrische Treiben“ gerückt, beerdigt wird die „Faasenacht“ aber nach wie vor, seit Jahren im Weindorf.

 

Außerhalb der Session finden weiterhin monatliche Schoppenabende statt, wird an einem Tag im Mai in der Heimat gewandert, im Sommer für einen bis mehrere Tage ausgeflogen, im Herbst zur Einstimmung auf die neue Session ein Herrenessen geboten und seit 1994 den Damen die gleiche Reverenz erwiesen und in bisher elf Skatturnieren konnten Skatbrüder und –schwestern ihrer Spielleidenschaft huldigen.

 

 

Brauchtumspflege während der Session...

 

Rosenmontagswagen stellt das Corps seit es besteht, in früheren Jahren Prunkwagen, seit 1974 Motivwagen. Gebaut werden sie auf der Narrenschiffswerft auf dem Heinz-Börner-Platz in der Schützenstraße. Mit hohen und höchsten Auszeichnungen wurden sie dekoriert, dreimal mit 1., je viermal mit dem 2. und 3. Preis ausgezeichnet, in den übrigen Jahren mit wertvollen Pokalen anerkannt.

 

Bevor sie allerdings an den zigtausend Schaulustigen entlang des Rosenmontagszuges vorbei fahren, werden sie am Karnevalssamstag jeweils mit einem Taufspruch bedacht und einer Flasche „Deinhard“ zünftig getauft. Die anschließende Tauffeier, zu der die Herren Zylinder und festliche Kleidung tragen, eine 100 kg schwere Wutz aus dem heimischen Schweinestall gegrillt und Königsbacher Pils und Deinhard Kabinett gereicht werden, ist die schönste und beliebteste – und am besten besuchte – AHC-Feier des Jahres. Wagentaufe heißt dieses Spektakel, das übrigens eine feierliche Kulisse bietet, verdienstvolle Corpsmitglieder mit hohen und höchsten Orden des Corps und der AKK auszuzeichnen.

 

Auch die Vereinsorden haben ihre eigene Geschichte. Der erste Orden war der Orden des Prinzen „Willi von Lescrinesien“, ein Halsorden. Auch heute noch sind ein Halsorden, Corpsmütze und Uniform die Insignien aktiver Corpsmitglieder und kennzeichnen die weiblichen Aktiven die (dem Halsorden nachgebildete) Brosche, Corpsmütze und ein rot-schwarzes Kostüm. Der gleiche Halsorden – mit Rubinen besetzt – ist der höchste AHC-Orden. Er wird Corpsmitgliedern für besondere Verdienste oder nach 25-jähriger Mitgliedschaft verliehen.

 

Die ersten Sessionsorden waren zwar aus Katalogen ausgesucht, dennoch recht ansprechend und selbstverständlich mit den Emblemen des AHC und der Jahreszahl aufgewertet. Ab 1974 gab es eigene Kreationen und zwar als Ordensserien. Die erste währte 5 Jahre, im Mittelpunkt stand das Deutsche Eck mit Reiterstandbild und Schwert im Zentrum eines Kreuzes, dessen Farbe jährlich wechselte. Abgeschlossen wurde diese Serie mit den Orden des Prinzen „Paul von Zitz und Zores“ und seiner Confluentia Ingeborg. Es folgten elf Koblenzer Originale vom „Spitals Andun“ bis zum „Tambour Knopp“ und dem Orden des Prinzen „Detlef vom Flieseneck“, der die Altstadt von der Alten Burg bis zum Deutschen Kaiser zeigt, und der „Confluentia-Hanne“-Anstecknadel.

 

Das 2000-jährige Jubiläum der Stadt im Jahre 1992 lieferte die Anregung für eine neue Serie, nämlich die Darstellung großer Persönlichkeiten und historischer Ereignisse, die die Geschichtsträchtigkeit unserer Stadt weit über ihre Grenzen hinaus begründen. Sechs Orden dieser aktuellen Serie sind bereits – je dreihundert Mal – an Mitglieder des AHC, Persönlichkeiten anderer Karnevalsvereine und des öffentlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Lebens in Koblenz verliehen worden.

 

 

...und aus besonderen Anlässen

 

1976 veranstaltete das Corps einen Mundartwettbewerb unter dem Motto „Su schwätze mer!“. Ihm war ein großer Erfolg beschieden. Angesprochen waren alle, denen die Erhaltung unserer –hoffähigen – Heimatsprache am Herzen liegt, vor allem die Jugend, denn „in der Liebe zur Koblenzer Mundart äußert sich auch die Liebe zu unserer schönen Heimat“ (P. Preußer).

 

Die Mitglieder des AHC hatten seit jeher ein Herz für „Zugereiste“. Sie hatten schon lange bemerkt, daß sich bei Mitbürgern dann Verlegenheit, ja traurige Beklommenheit, einstellt, wenn ihnen – keineswegs bösartig, eher verständnisvoll – erklärt wird, „dat kannste jo och gar net wesse, dau bess jo gar keine Kowelenzer Schängel“. Eine Spaltung in „Schängel“ und „Wahl-Koblenzer“ durfte es aber nicht geben in der großen „Familie des AHC“.

 

Zur Integration der Zugereisten in diese Familie wurde die Schängeltaufe (1979) eingeführt und im und außerhalb des AHC begeistert aufgenommen. Bis heute wurden 35 „durch ihren Geburtsort außerhalb von Koblenz benachteiligte“ Corps-Mitglieder von diesem Makel befreit und 19 Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens privilegiert, das Attribut „Schängel“ zu führen.

 

Es versteht sich von selbst, daß der Täufling unbescholten sein muß. Zwei Paten sind Zeugen des Zeremoniells mit „Rhein-Mussel-Wasser on met Wein“ als Taufwasser. Der Täufling darf sie mit „Pat“ oder „Pätt“, sie ihn mit „Schang“ oder „Schängel“ ansprechen. Die Paten sind fortan verpflichtet, ihm in jedweder Lage beizustehen. Der Täufling erhält einen Taufspruch in Koblenzer Mundart, den er unverfälscht nachsprechen und in Erinnerung behalten muß. Hat er ihn nicht parat, wenn er ihn später – wann und wo auch immer – aufsagen muß, ist eine Lokalrunde fällig.

 

1993 wurde wahr, was viele jahrzehntelang für unmöglich gehalten hatten: Der Kaiser steht wieder auf dem „Eck“. Es gab ein großes Volksfest aus diesem Anlaß am 25. September, zu dem auch das „AHC“ einen Beitrag lieferte. Es verkaufte 1.000 l „Kaiserwein“ und 2.000 „Kaisergläser“, gestiftet von zwei Corpsmitgliedern, nachdem sie eine leichtsinnigerweise eingegangene Wette verloren hatten. 6.000 DM kamen in die Kasse. Sie wurden dem damaligen OB Willi Hörter zur Finanzierung der Kosten für die Wiedererrichtung dieses Denkmals übergeben. „Eine nette Geste, über die ich mich sehr gefreut habe“, schreibt der OB zurück, „weil ich sie als Zeichen heimatstädtischer Verbundenheit werte“.

 

Am 8. September 1996 feierte das AHC sein 60-jähriges Bestehen. Festreden wurden gehalten, Grußworte gesprochen, BdK-, Landesverbands-, AKK- und AHC- Orden verliehen – einen Jubiläumsorden vermißten einige Ordensbesessene sogar im Spätsommer. Fotografische Schlaglichter auf AHC-Aktivitäten vermittelten einen Einblick in das Vereinsleben während eines Jahres. Auch die „Räte vom Buddenturm“ waren gekommen und erstarrten in Ehrfurcht vor dem sich würdig präsentierenden Koblenzer Corps. Weil es während des Festaktes keine Getränke gab, bezeichnete ein Corpsmitglied diesen Teil der Feier als die „erste Trockensitzung in der Vereinsgeschichte“. Dafür gab es im gemütlichen Teil um so mehr zu trinken, und ein reichhaltiges Buffet und von den AHC-Damen liebevoll bereitete Kuchen und Torten sorgten für ein standfestes Fundament.

 

 

Von der Gastrolle zur Mitgliedschaft

 

Dann gibt es noch die Damen im ALT-HERREN-CORPS – für viele bei oberflächlicher Definition des Vereinsnamens unfassbar. Das Reserve-Offiziers-Korps war in der Tat ein reiner Männerclub, gab es doch keine weiblichen Reserve-Offiziere in jener Zeit. Wie aber sollte der Vereinszweck – Feste feiern, gesellschaftliche Veranstaltungen durchführen –unter Ausschluss der Damen erfüllt werden? Folglich ließ man irgendwann –wie es ein Chronist ausdrückt – „die Damen teilhaben an den Vergnügungen im Corps“, von Mitgliedschaft war keine Rede.

 

Die Damen vergnügten sich daraufhin nicht nur im Corps, sie brachten auch neuen Schwung in den Verein.

 

Sie bildeten bald die AHC-Damen-Gruppe – „Dilldöbbscher“ -, die seit 1991 sehr erfolgreich an Koblenzer Rosenmonatszügen teilnimmt, im internen Vereinsleben außerordentliche Aktivitäten entwickelt und den Bekanntheitsgrad des AHC in der Öffentlichkeit fördert – ohne daß sie die Mitgliedschaft erwerben konnten. Das war ihnen nach einigen Jahren nicht genug. Sie strebten nach Unabhängigkeit vom Wohlwollen der jeweiligen Corpsführung und der Stimmungslage der Mitglieder, nach gesicherten Möglichkeiten der Mitbestimmung und Mitgestaltung des Vereinsgeschehens. Solche Zugeständnisse waren in anderen Koblenzer Karnevalsvereinen schon lange keine Frage mehr, das AHC tat sich schwer damit. Doch die selbstbewußter gewordenen Frauen ließen nicht locker. Sie baten um die Mitgliedschaft, die die bestehende Satzung ihrer Ansicht nach zuließ.

 

Vorstand und Beirat des AHC bestätigten nach langen Diskussionen diese Auslegung – der Weg für eine Mitgliedschaft wurde den Frauen freigegeben.

 

Am Tag der Eröffnung der Session 1994, dem 13. November 1993, erwarben elf Närrinnen und die fünfjährige Enkelin des Commodore die Mitgliedschaft im AHC.

 

Und vier Jahre später baten acht zwischen 15 und 20 Jahre junge Gardistinnen um Aufnahme ins Corps. Ihrem Antrag zuzustimmen wäre ohne den 1993 gefaßten Beschluß nicht möglich gewesen.

 

Mit ihren inzwischen zahlreichen Auftritten in den folgenden Jahren als Tanzgarde des AHC überraschte diese sympathische Gruppe nicht nur die eigenen Corpsmitglieder, sondern viele Karnevalisten weit und breit und auch die sonst an karnevalistischen Ereignissen eher uninteressierte Öffentlichkeit.

 

Nun unterliegen auch Tanzgardistinnen den unabänderlichen Gesetzen der Natur – wie alle Geschöpfe: Sie wachsen, reifen und bringen Früchte. Im Zuge dieser Entwicklung verblieb einigen der Gardistinnen neben den nunmehr von ihnen zu erfüllenden Mutterpflichten gerade noch Zeit für Haushalt und Beruf, für die vielen Trainingsstunden, die das Gardetanzen erfordert, blieb nichts mehr übrig. Da für die ausscheidenden jungen Mütter Nachfolgerinnen fehlten und auch nicht in Sicht waren, wurde die Gruppe immer kleiner, sodass sie sich am Ende Session 2000 auflöste.

 

Vier Jahre hat die Tanzgarde des AHC dem Schlachtruf des Corps „AHC – Ewig jung“ zu neuer Hoffnung verholfen. Sie ist bis zur Stunde leider unerfüllt geblieben, denn an jugendlichen – an Jahren gemessen – Mitgliedern, vor allem an Nachwuchs daran, mangelt es nicht nur dem AHC.

 

Die satzungsgemäß gesicherte Mitgliedschaft von Frauen im AHC – mittlerweile ein Drittel der rund 250 Mitglieder – war sicher ein Einschnitt in die traditionelle Struktur des über 60 Jahre alten Vereins. Die allermeisten Mitglieder werten sie aber als konsequente Weiterentwicklung der vor 20 Jahren den Frauen gewährten Gastrolle und als Anpassung der Vereinsstruktur an die Erfordernisse unseres Jahrzehnts mit seinen veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, insbesondere die Gleichberechtigung von Mann und Frau.

 

 

Mit neuer Führung ins nächste Jahrtausend

 

Gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts bestand der Verein – wie weiter oben bereits berichtet – über 60 Jahre. 60 Jahre heißt, zwei Generationen haben den Verein gebildet und trotz politischer und gesellschaftlicher Turbulenzen lebendig gehalten, die eine gegründet und aufgebaut, die andere fortentwickelt und neu geprägt.

 

Nach dieser Zeit stand das Corps vor einem erneuten Generationswechsel, das dritte Mal in der Vereinsgeschichte, die nunmehr dritte Generation vor der Herausforderung, das Corps ins nächste Jahrtausend zu führen und es trotz der vielen vereinsunfreundlichen Einflüsse unserer Zeit den sich fortlaufend ändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen anzupassen und seinen Fortbestand zu sichern.

 

Zur Erfüllung dieser Aufgaben bedurfte es einer neuen, dieser Generation angehörenden Vereinsführung. Die Suche danach war langwierig, wird es doch in unserer immer komplizierter werdenden Gesellschaft von Tag zu Tag auf Grund der hohen Ansprüche, die Beruf und Existenzsicherung an die Bürger stellen, schwieriger, Mitglieder für derartige ehrenamtliche Tätigkeiten zu finden. Denn die Bereitschaft dazu allein genügt nicht, zumal auch die Anforderungen der Vereinsmitglieder an ihre Führung mit dem Anstieg des generellen Anspruchsniveaus Schritt halten.

 

Doch schließlich erfüllte sich der Wunsch der alten Vereinsführung an ihre Nachfolger. Mit frischem Elan ging das neue Duo wie überhaupt der gesamte Vorstand an seine Aufgaben. Er berief zunächst einen Beirat mit Teilaufgaben für die Gestaltung von Festen und anderen Aktivitäten im Vereinsleben, für den Wagenbau, die Jugendarbeit und die Dilldöbbscher und entwickelte dann neue Schwerpunkte, „Highlights“ genannt.

 

Das erste herausragende Highlight war die Eröffnung der Session 1998/99 im Kaisersaal, „auf’m hohen Roß“, im Koblenzer Schloss nämlich. Auch für den zweiten Höhepunkt im jährlichen Vereinsleben – die Wagentaufe – wurde fortan der Gartensaal, ebenfalls im Koblenzer Schloss, gemietet. Beide Veranstaltungen sollen künftig neben der Teilnahme am Rosenmontagszug d i e Aktivitäten des AHC in der Koblenzer Öffentlichkeit darstellen, raus aus der bisherigen mehr AHC-familiären Atmosphäre zu Großveranstaltungen, zu denen auch Ehrengäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur sowie Vertreter von Mitgliedsvereinen der AKK eingeladen werden.

 

Die Freude über die großräumigen repräsentativen Möglichkeiten der festlichen Gestaltung beider Vorhaben im Schloss währte nur kurz. Denn bereits nach 8 Jahren wurde dem AHC – wie auch anderen Vereinen – diese Möglichkeit aus schwer nachvollziehbaren Gründen und mannigfachen Interventionen Koblenzer Persönlichkeiten aus Verwaltung und Politik bis zum obersten Dienstherren des Schlosses wieder genommen. Die Suche nach geeignetem Ersatz begann von neuem.

 

Fundorte sind die Rhein-Mosel-Halle für die Sessions-Eröffnung und ein Koblenzer Autohaus für die Wagentaufe, wohin der Verein 2006 auswanderte. 

 

Im Jahre 2003 wurde die dritte Serie des AHC-Sessionsordens „2000 Jahre Koblenzer Stadtgeschichte“ vollendet. Sie stellt – wie weiter oben bereits beschrieben - große Persönlichkeiten und historische Ereignisse unserer Heimatstadt dar und liefert damit einen Beitrag zur Vermittlung ihrer reichhaltigen Geschichte. Der elfte (und letzte) Orden dieser Reihe ist dem wohl weit über Koblenz hinaus am besten bekannten „Kaiser-Wilhelm-Denkmal“ gewidmet. Ihm folgten zwei Orden, die besondere Ereignisse aus dem jährlichen Vereinsgeschehen festhalten. 2006 wurde eine neue 7-teilige Ordensserie „ Koblenzer Brunnen“ in Form eines Hexagons, eines 6-Ecks, angelegt.

 

Die Vorstellung der Vereinsorden und ihre Verleihung an die AHC-Mitglieder erfolgt jeweils in einem festlichen Rahmen. Diese – neue – Veranstaltung hat sich inzwischen zu einem weiteren Höhepunkt im Vereinsleben entwickelt, zwar außerhalb der 5. Jahreszeit, doch als beliebte Einstimmung auf die bald beginnenden „tollen Wochen“ und erfolgreiches Training des AHC- und anderer karnevalistischer Schlachtrufe.

 

Seit 2006 findet – statt am Ort der Darstellung des Motiv’s (wie vorher) – auf einem Fahrgastschiff einer Koblenzer Reederei statt, an die sich eine „Kreuzfahrt rund um’s Eck“ anschließt und bei der gut gegessen und reichlich getrunken werden kann.

 

Auch verreist das Corps nach wie vor für mehrere Tage in ferne deutsche und benachbarte ausländische Regionen. Es sind immer wieder fröhliche und auch teilweise lehrreiche Fahrten und angenehme Aufenthalte in guten Hotels, mit reichlich gesponserter fester und flüssiger Nahrung, in Harmonie und echter Kameradschaft.

 

In diesem Geist werden auch weiterhin „Zugereiste“ zu „Koblenzer Schängel“ getauft. Die Taufe erfolgt im Rahmen des sommerlichen AKK-Frühschoppens. Mittlerweile sind es etwa 50 Corps-Mitglieder und Persönlichkeiten des öffentlichen und kulturellen Lebens, die diese Gunst erfuhren.

 

Große Freude bereitet der jährliche Sommerausflug des Vereins mit ausgiebiger Wanderung zum Fischteich nach Kobern. Er ist zu einem echten Familienfest geworden, einem lukullischen Paradies. Selbst die jüngsten Mitglieder des Corps haben ihre helle Freude an dem Ausflugsort; gibt es dort doch das große Wasser und Wiesen zum Spielen.

Weitere Aktivitäten, wie die jährliche Radtour in die nähere Umgebung, die AHC-Wagenbauer-Grillparty am Heinz-Börner-Platz als ein Dankeschön an die Wagenbauer, erfreuen sich großer Beliebtheit bei den Radfahrern und Wagenbauern und tragen dazu bei Vereinsnachrichten, wie überhaupt Neuigkeiten aus dem Koblenzer Alltag, gegenseitig auszutauschen und zu kommentieren.

 

Während die Herren- und Damenessen beibehalten worden sind, wurden die seit über 60 Jahren bestehenden monatlichen Schoppenabende anderen Vereinsaktivitäten geopfert und die „Beerdigung der Faasenacht aufgegeben, passen sie doch nicht mehr so recht in die Anspruchsvorstellungen vor allem der vielen neuen, meist jüngeren Mitgliedern.

 

Eine weitere große Herausforderung stand 2006 bevor, die nach 1950, 1961, 1969, 1980 und 1991/92 sechste Gestellung von Prinz und Confluentia durch das AHC. Sie wurde in der Art und Weise bewältigt, die dem Corps seit seinem Bestehen eigen ist und bei seinen Aktivitäten nach wie vor als Ansporn gilt: unermüdlicher Einsatz, großer Aufwand, Streben nach Souveränität, ja nahezu Perfektionismus, Vermittlung und Begeisterung.

 

Mit den neuzeitlich gestalteten und der Fortführung der bisherigen Aktivitäten wird die großartige Tradition des AHC – dem neuen Jahrtausend angepasst – fortgesetzt.

 

 

Endlich eine eigene Wagenbauhalle

 

Ein Ereignis aus der jüngsten Vergangenheit verdient eine gesonderte Darstellung.

Es ist der Erwerb eines bestehenden Gebäudes und dessen Umbau auf zahlreiche Nutzungsmöglichkeiten durch den Verein.

 

Auslöser war der in der letzten ca. zehn Jahren jährlich gezwungenermaßen auferlegte Wechsel des Ortes der Unterbringung des vereinseigenen Romo-Wagens, sicher und wetterfest, um ihn, der nur zwei Mal jährlich vor die Öffentlichkeit fährt und über 360 Tage im Jahr „Winterschlaf“ hält, viele Jahrzehnte „dienstfähig“ zu halten. Die Suche nach einer beständigen Unterbringung gestaltete sich von Jahr zu Jahr schwieriger, obwohl es geeignete Unterkünfte in den vielen mittlerweile geräumten Geräte- und Wagenhallen in Koblenzer Kasernen gab. Deren Überlassung war oft abhängig von der persönlichen Einstellung der jeweils Befehlenden zum Karneval generell, hin und wieder auch von der Auslegung von Verwaltungsvorschriften.

 

Diese unerfreulichen Zustände und der jährlich enorme Aufwand zu ihrer Überwindung waren schon lange Gegenstand von Überlegungen, eine eigene Wagenhalle zu erwerben. Nach intensiver Suche fand sich schließlich ein geeignetes Objekt. Seine Größe überstieg zwar den Raumbedarf des AHC bei weitem, hatte aber den Vorteil, dass es weiteren Vereinen mit den gleichen Wagenproblemen wie das AHC – nämlich AKK, Gelb-Rot und Rot-Weiß – die Befriedigung auch ihrer Anliegen ermöglichte und gleichzeitig den Grund- und Gebäudeerwerb für alle vier Käufer finanziell erleichterte.

 

Die einzelnen Eigentumsanteile wurden dann auf die Belange und Nutzungsabsichten ihrer Eigentümer umgebaut. Das AHC widmete seinen Anteil in eine Mehrzweckhalle um, die am 28. Januar 2007 feierlich eingeweiht wurde und von den Hallen- und Wagenbauern intern

Otto Hellinger Halle getauft wurde.

 

Diese nunmehr eigene Halle dient in erster Linie der sicheren Unterbringung der – mittlerweile – zwei eigenen Romo-Wagen. In ihr kann das ganze Jahr über an den Wagen gebaut werden , ein weiterer wichtiger Grund für ihren Erwerb, nämlich die Unabhängigkeit in der zeitlichen Nutzung von den Belangen fremder Eigentümer und die Verteilung der für den Wagenbau verfügbaren Zeit der Wagenbauer über das ganze Jahr (statt auf wenigen Wochen im tiefen Winter wie bislang).

Hier sei erwähnt, dass die Wagenbauer des AHCs zu den erfolgreichsten der Arbeitsgemeinschaft Koblenzer Karneval gehören und sowohl mit den Komiteewagen

als insbesondere mit den Motivwagen in jedem Jahr mit vorderen und vordersten Preisen ausgezeichnet werden.

Schließlich kann die Halle mit ihren Ausschankvorrichtungen gesellschaftlichen und privaten Vorhaben im kleineren Rahmen dienen, was bisher einige Male geschah, zum Beispiel Oktoberfest, Silvester, Wagenbauerfete, Prinzenempfang. Darüber hinaus bietet sie sich für die Abhaltung von Sitzungen an und gewährt letztlich großzügigen Platz für die ordnungsgemäße, übersichtliche und schonende Aufbewahrung von Vereinsutensilien.

 

Das Konzept der damaligen  Führungsmannschaft ist aufgegangen.

Das in der Zwischenzeit auf über 300 Mitglieder angewachsene AHC hat sich in den

letzten Jahren verjüngt, was sich insbesondere bei den Wagenbauern und im Vorstand zeigt.

Neue Ideen und neue Veranstaltungs-Konzepte sind ein Garant für ein weiter wachsendes

Interesse an den Aktivitäten des Corps.

Dies spiegelt sich auch wieder in den 7 Tollitäten  die das AHC seit seinem Bestehen gestellt hat und an den jeweils  über 100 Mitgliedern, die aktiv im Prinzengefolge ihre Tollitäten durch die närrische Zeit begleitet haben.

 

Der Erfolg soll die Aktiven des AHC ermutigen, mit begeisterndem Engagement den Kurs fortzusetzen. Er soll aber auch die Mitglieder anspornen, durch rege Beteiligung am Vereinsleben und Teilnahme an den vielseitigen gesellschaftlichen und geselligen Angeboten die Arbeit des Vorstandes und seiner Helfer zu honorieren und in der Art eines kameradschaftlichen Umganges miteinander die Fahne des AHC in stolzer Bescheidenheit hoch zu halten.

 

 

 

Dr. Artur Fischbach (Ehrenvorsitzender)         |       Otto Hellinger (Ehrencommodore)